Polydontie (Ueberzählige Zähne) im Schneidezahnbereich, die lange unentdeckt bleiben können beim Pferd starke Schmerzen verursachen. So wundert sich so mancher Besitzer warum sein Pferd das Gebiss so ungern aufnimmt oder warum es sich so gar nicht ans Maul fassen lassen möchte.
Die Stute auf dem Foto hatte jahrelang trotz jährlicher Zahnarztbesuche einen bisher unentdeckten zusätzlichen Schneidezahn im Oberkiefer. Uns fiel bei der Untersuchung zuerst die unregelmässige Stellung der oberen Schneidezahnreihe auf. Zudem war unter der Oberlippe eine knöcherne Schwellung sichtbar.
Von der Seite sah es eher wie eine alte Trittverletzung aus. Die Zähne standen auch nicht direkt in Reihe- eine Zahnfleischlücke war sichtbar geworden.
Erst in Sedation liess die Stute zu, dass man ihre Maulhöhle besser untersuchte. Nun kam des Rätsels Auflösung: Es handelte sich bei der Schwellung am Oberkiefer um die sichtbar gewordene Zahnwurzel des zusätzlichen Schneidezahns.
Da unsere Praxis in solchen schwierigen Fällen gerne mit Kollegen zusammen arbeitet, die mit Röntgen ausgestattet sind und Klinikstatus haben, haben wir aber bald eine Lösung des Problems vor Ort finden können.
Fraglich war nur, welcher der Zähne weichen sollte. Es mussten mehrere Röntgenaufnahmen gemacht werden, um sicherzugehen, dass man den richtigen Zahn zieht. Im Nachhinein mussten zwei Zähne gezogen werden, da sich die Zähne wohl eine Wurzelhöhle geteilt hatten.
Nach mehreren Stunden konnte vor Ort der überzählige Zahn gezogen werden. Die Wundheilung ist danach auch gut von Statten gegangen, die Stute ist nun endlich von ihren Zahnschmerzen befreit.
Manche Pferde wetzen sich jahrelang die Schneidezähne an Stangen- eine lästige Unart? Nein, ein Zeichen, neben evtl. Langeweile und ungenügender Raufutteraufnahme, dass das Pferd zu viel Druck auf den Schneidzähnen empfindet. Die Rückenmuskulatur konnte sich entsprechend nur mässig bilden.
Trotz jährlicher Zahnkontrolle- Meisselzähne, Wellengebiss- Hyperzementose-Form der EOTRH-Erkrankung
Hier wurde jahrelang ein "sogenannter Zahnarzt/pfleger" vor Ort, es wurde jedes Mal mehr oder weniger Geld bezahlt um eher das Gewissen der Pferdehalter zu beruhigen, als dem Pferd wirklich zu dienen. Es wurden wohl immer nur die Kanten etwas gerundet und ansonsten die Kauflächen ihrem Schicksal überlassen. Somit konnte durch jahrelange Fehlbehandlung dieses massive pathologische Gebiss entstehen. Er war noch nicht am verhungern, er brauchte einfach nur sehr lange Zeit, um Futter auch wirklich zerkleinert herunterschlucken zu können....in der Wildnis hätte er schon seit einigen Jahren keine Chance mehr gehabt.
Der Senior frass nur mit Mühe, musste immer sein Heu mit routierenden Bewegungen des Kopfes hinunterbekommen. Oft sah man auch, dass er mit offenem Maul zu kauen versuchte und das Futter ihm dabei wieder herausfiel. Die Besitzer hatten es als gegeben hingenommen....durch Zufall durften wir uns diesen Patienten ansehn und mussten die Besitzer vorsichtig aufklären.....
Leider sehen wir recht oft Pferde, deren Schneidezähne trotz jährlicher Kontrolle nicht behandelt werden. Hier ein Beispiel wie massiv sich ein Einbiss bilden kann. Die ausgeschliffenen Schneidezähne haben einen sogenannten Einbiss gebildet und verhindern, dass das Pferd routierende Malbewegungen durchführen kann. Es kann nur links/rechts Kaurichtungen einschlagen, aber keine vor/zurück Bewegungen. Dies gibt ständig unnötigen Druck auf die Kiefergelenke, welche auch frühzeitig verschleissen können.
Das Pony litt wohl seit Jahren unter massivem Zahnstein, Paradontose und enormen Zahnschmerzen im Schneidezahnbereich. Es war sehr in sich gekehrt, wenig lebhaft und war am Maul extrem empfindlich. Starker Maulgeruch fiel den neuen Besitzern kurz nach dem Kauf auf; Sie scheuten keine Kosten um der Ursache der Zahnprobleme auf den Grund zu gehen, verhielten sich im Sinne des Tierschutzes vorbildlich, um dem Pony schnell zu helfen. Zuvor wurden die massiven Zahnprobleme jahrelang übersehn.