Die Zähne des Pferdes
Ein ausgewachsenes Pferd hat 36 bzw. 44 Zähne (Stuten/Hengste u. Wallache).
Diese bestehen aus:
-12 Schneidezähne (Incisivi)
-4 Eckzähne oder Hengstzähne (Caninus)
-12 vordere Backenzähne (Prämolaren)
-12 hintere Backenzähne (Molaren)
-1-4 Wolfszähnen
Die Schneidezähne sind zum Festhalten und Schneiden von Nahrung da. Diese sind wichtig für das Abrupfen von Gras auf der Weide. Die Backenzähne (Mahlzähne/Molaren) sind zum Zermahlen der Nahrung bestimmt und sind somit für das Zerkleinern von Heu u. Stroh wichtig.
Hengste und manchmal auch Stuten besitzen zusätzlich noch die sog. Haken- bzw. Hengstzähne, 2 oben und 2 unten. Diese können sehr scharf werden, denn sie gelten dem Angriff und der Abwehr. Bei Stuten sind diese Zähne im Allgemeinen kleiner und oft nicht alle 4 anwesend. Manchmal sitzen sie dann auch „blind“ unter der Schleimhaut. Stuten mit Hengstzähnen gelten als charakterstark (Leitstuten). Sie vererben die Hengstzähne oft an ihre Stutfohlen. Dazu kommen die Wolfszähne die Geschlechtsunabhängig sind.
Der Wolfszahn
Er ist etwa Stecknadel- bis Fingergross und wird sehr oft mit den Hengstzähnen verwechselt. Der Wolfszahn ist ein Rudiment aus der Entwicklungszeit der Equiden und sitzt in der Regel vor dem ersten Backenzahn. Er hat keinen Milchzahnvorläufer und kann im Ober- und Unterkiefer vorkommen. Allerdings kommt meist im Oberkiefer, auch einseitig, vor und kann auch unter der Schleimhaut, locker im Gewebe sitzen. Diese werden dann als „blinde“ Wolfszähne bezeichnet.
Manchmal sitzen die Wolfszähne ungünstig oder locker und verursachen sehr große Schmerzen, da das Gebiss beim Annehmen des Zügels auf den Wolfszahn drückt. Ein Wolfszahn stört aber nicht generell, sondern es gibt auch Wolfszähne, die so gross sind, dass sie wie ein zusätzlicher Backenzahn sich in der Zahnreihe unauffällig verhalten.
Der Pferde-Besitzer sollte genau gefragt werden, ob er Schwierigkeiten beim Stellen und Biegen oder bei der Annahme des Trensengebisses bemerkt hat. Auch sollte man sich die Grösse und der Sitz des Wolfszahns genau anschauen, um dann zu entscheiden, ob man den Wolfszahn herausnehmen sollte.
Er stört also meist nicht beim Fressvorgang, aber manchmal beim Reiten mit Trensengebiss. Die Extraktion des Wolfszahn sollte unter Einsatz eines Betäubungsmittels stattfinden, da dies recht schmerzhaft sein kann. Dieser Vorgang ist nur Tierärzten vorbehalten! Zahnextraktionen ohne lokale oder systemische Betäubung und Schmerzausschaltung sind tierschutzwidrig.
Zahndurchbruch:
Bei den Backenzähnen M1 bis M3 und vom Caninus werden keine Milchzähne angelegt.
Wolfszähne erscheinen erstmalig beim 5-6 Monate alten Fohlen.
Als nächstes wechseln I1, P2, P3 und M2 im Alter von 2,5 Jahren.
Mit 3,5 Jahren schließlich brechen I2, P4 und M3 durch.
Das junge Pferd wechselt in den ersten 5 Lebensjahren 24 Zähne. Alle 12 Schneidezähne und 12 Backenzähne. Mit 2,5 Jahren und dann noch mal mit 3-4 Jahren wechselt das Pferd 8 Zähne gleichzeitig. Die meisten Pferde werden in der Regel in dieser Zeit eingeritten oder eingefahren. Unsere Pferde müssen dann nicht nur mit dem Einreiten zurechtkommen, sondern auch noch mit Zahnschmerzen. Hier sind Probleme oft vorprogrammiert.
Nicht selten treten bei jüngeren Pferden, innerhalb des Zahnwechsels zwischen 2.5 und 5 Jahren, Zahnprobleme auf. Nicht abgestoßene Milchzahnkappen, gebrochene Milchkappen oder Fragmente verhindern oftmals das Herausschieben des neuen Zahnes und können diesen im schlimmsten Fall sogar irreversibel schädigen.
Man sollte also schon im Fohlenalter beginnen, das Gebiss, den Zahnwechsel genauer zu beobachten. Oft kann man spätere Probleme verhindern, wenn man schon vor dem Einreiten regelmässig den Tierarzt ins Maul schauen lässt.
Gerade Remonten, die nur schlecht zunehmen, im Herdenverband oft Probleme mit der starken Verwurmung haben und daher sich nicht optimal entwickeln, kann man schon lange vor dem Einreiten die scharfen Kanten nehmen. Um die ein oder andere Milchkappe zu entfernen, sollte man aber sicher gehen, dass die bleibenden Zähne sich schon gut darunter entwickelt haben.
Kaltblüter sind teils schon mit vier Jahren voll entwickelt, Warmblüter meist erst mit fünf bis sieben Jahren. Man kann also keine pauschalen Aussagen für jedes Pferd oder Pony machen. Teils haben auch einzelne Rassen einen unterschiedlichen Zahnwechsel und eine 100%ige Sicherheit kann nicht gewährleistet werden.
Für die Zahnalterschätzung ist der Durchbruch, Zahnwechsel und die Abnutzung der Kaufflächen von Bedeutung.
Anhand der Kunden und der Schneidezahnwinkelung kann man eine ungefähre Altersschätzung abgeben. Die Schneidezähne werden bis zum Alter von 15 Jahren als Zangengebiss bezeichnet, danach wegen der zunehmenden Schrägstellung der Zähne als Winkelgebiss.
Der Einbiss, eine Einkerbung am Eckzahl, entsteht zwischen dem 8. und 9. Lebensjahr. Besonders ausgeprägt ist er zwischen dem 8. und 9. Lebensjahr und kann vom 16. bis 18. Lebensjahr nochmals auftreten.
Pferdezähne schieben sich im Jahr durchschnittlich ca. 2-3 mm aus den Kiefern heraus und nutzen sich im Regelfall auch ebenso viel ab.
Normaler Weise sollten die Schneidezähne, Backenzähne und das Kiefergelenk in einer gewissen Winkelung zueinander stehen- nur so ist eine Balance bei den sehr kraftvollen Kieferausschlägen herzustellen und die Zerkleinerung des Futters erfolgt reibungslos und ohne Schmerzen.
Leider trifft man diese Balance im Gebiss nicht selbstverständlich an: Die Schneidezähne haben hauptsächlich die Funktion, Futter wie Gras abzubeissen. Die Backenzähne zermahlen das Futter und schieben es mit Hilfe der Zunge systematisch nach hinten in Richtung Schlund, wo es zum Abschlucken des Futters kommt.